Schlicht
- Admin
- 27. Feb. 2017
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Sie war ein schlichtes Mädchen, seit jeher, mit ungestümen Haaren, verschmiert getuschten Wimpern, unbekümmerten Hosenschnitten. Sie hatte schlicht keine Lust, sich zu viel um das am schnellsten Vergehende zu kümmern. Aber, wenn es an ihre Innerlichkeiten ging, dann, ja dann, bist du nicht gescheit, also, dann schlichtete sie wie besessen Brennscheit um Brennscheit, um das Feuer wach zu halten. Schlichtete wohlgeformte und unförmige Stücke von Bäumen, im feuchten Traum von einem großen Mann aus den Wäldern herausgeklobt, der sang dabei den ganzen Tag die Fichte sticht die Tanne nicht. Sie schlichtete jedes einzelne davon mit Bedacht, wendete sie aufeinander bis sie ineinander fielen, wo sie knacksten, anbrannten, in sich selbst hineinverloderten, wer tut denn sowas, und das alles nur, weil Wärme zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehört, das Blut dann nicht in den Adern gefriert, die Lippenhaut nicht beim ersten Wort auseinanderfällt, ein Wunsch weniger klafft, ein noch nicht gewagter Gedanke sich breit macht, einen Wärmesee bildet, in den man auch ohne vorgeschriebener Badehose hineinfallen kann, was tut das schon zur Sache, wenn die Sache so groß, das Herz so weit, die Hoffnung ein Funke, zur Sache tut das nichts, wenn man so schlicht wie sie, im schlichten der Scheite so ein Glück.
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