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Vermeintliche Liebe und ein paar eigentlich dazugehörige Dramolette

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • 17. Juni 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Handelnde Personen: sie (bekannt)

er (unbekannt)

Schauplätze: Innenwelt, Korfu, Arbeitsplatz

Spielanweisung: mit hohem Puls und rasend schnell, quasi hysterisch

Licht: gleißend

Effekt: optische Täuschung

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Ach

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Du bist ja irr, sagt er, und schaut sie mit kaltem Blick an

Ich weiß, sagt sie, und schaut ihn mit irrem Blick an

Sie würden nie ein Paar werden

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Er hatte die idealen Hände und die fantastischsten Locken und die samtenste Stimme, und allein deswegen konnte sie gar nicht anders, als unverzüglich mit dem hervorholen ihres bislang viel zu lange tauben Herzens zu beginnen.

Während sie danach kramte, dachte sie an das Taubennest auf ihrem Balkon und versuchte abermals sich auszumalen, wie so ein frisch geschlüpftes Taubenbaby wohl aussehen würde; war es winzig, war es nackig, war es rosa, war es glatt?

Sie runzelte die Stirn und bemerkte dann, dass sie nebenbei etwas hervorgeholt hatte, das auch nackig, rosa und glatt war, es war doch tatsächlich: ihr Herz. Nach all den gehorteten Jahren kam es nun etwas plötzlich wieder ans Tageslicht, und pochte Liebe, und sie verstand nicht und wusste nicht, wohin mit sich, aber sah, dass es gut war, und entschied sich, ihm mit ihrem Herzen auf offener Hand und voller Wucht entgegen zu rennen. Wollte ihn fluten mit ihrem Innersten, sich damit an ihn schmiegen, in seine Arme, seine Hände, alles an ihm war so groß, schien so möglich, sie wollte hinein in seinen Raum, mit ihrem Raum, beide ineinander legen und expandieren wie ein Universum, ihr eigenes, unendliches, sie glaubte plötzlich so fest daran, glaubte nicht, wusste, dass ein Topf und ein Deckel dazu gemacht sind, gemeinsam einen Raum zu bilden um dann erfüllt zu werden mit unendlichen Möglichkeiten – von A wie Auberginenmus bis Z wie Zabaione – doch an Essen war jetzt nicht zu denken, der Raum war aller Materie enthoben, nun, er ankerte nicht einmal in ihr, sondern bloß in einem Wunsch, von dem sie bislang gar nicht wusste, dass er so fest war, dass er sich wie Wirklichkeit anfühlen konnte, ein Trugschluss, ein Trugbild, sie zwinkerte mit glänzenden Augen, weil feucht, weil so erschüttert von der Nähe der Möglichkeitswelten, die sie, seine idealen Hände betrachtend, hier endlich aufeinanderzutreffen spürte, dachte, hoffte, wünschte zu spüren, alles nur Gefühl, irres Gefühl, ihr Gefühl, dass sie mit nacktem Herzen voran in die Welt hinausschleuderte, es flog und fiel am 20. Längen- und 39. Breitengrad darnieder, so weit hat es immerhin gereicht, so fern hat es sie getragen, und erst als sie dort tagelang am Meer stand, und in den Raum hineinstarrte, zum Horizont stierte, begriff sie, dass hier nichts war, und auch nichts mehr kommen würde, und alles sich im Sand verlief.

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Mit den kurzsichtigen Rehaugen

die Signalfarben missverstehen

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„Das tut jetzt zwar gleich ein bißchen weh, aber es muss sein“, sagt der wie-man-in-den-Wald-eini-schreit-kommts-zurück-Beauftragte, sagt noch „Tut mir leid“, deutet kurz bedauerndes Schulterzucken an, und tut es dann einfach: den Lauf der Dinge umkehren, und damit den Liebesreigen in die entgegengesetzte Richtung tanzen lassen. „Ach!“, seufzt sie stoisch, wie unschön das doch ist, und versucht gefasst zu bleiben, als sie dieses Kalte, dieses Harte, diese Ferne auf sich selbst zurückgeschleudert bekommt, ungebremst drauf auf ihr innerstes, wärmstes, offenstes, daher gleich Schürfwunden annehmendes, und einer der anderen, den das bislang eigentlich immer getoffen hat, schreit durch das irre, eisige Getöse „Verstehst Du jetzt endlich, wie ich mich mit Dir immer gefühlt habe?!“ brüllt es schon fast und endlich mit schmerzenden Tränen im Augenwinkel, und mit der Handkante brennend an der Tischkante, und springt endlich auf um aus dem Zimmer zu stürmen, und diese eine Tür zu dieser einen Möglichkeitswelt zu zu schlagen; und sie verstand und wollte aufspringen und ihm nachlaufen, nur weg von hier, aber die Tür war schon verschlossen und sie rüttelte, und rüttelte, und wenn der Liebesreigen nicht eines Tages wieder gedreht hat, rüttelt sie immer noch.

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Verfehlen sich zwei Möglichkeitswelten

Fragt die eine: wird das noch was?

Sagt die andere: Besser nicht

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Während ich mich von der Fantasie mit vermeintlich Dir getrennt habe, habe ich auch Müll getrennt, habe ich den Altkarton vorschriftsmäßig zerkleinert, war ich innerlich ein bißchen zerwühlt und äußerlich so unscharf, dass ich mit der Klinge über den Karton hinaus schnitt, hinein neben die Pulsader, das Blut in Strömen auf den Boden und überall hin, musste ich lachen und weinen, so schlimm war das mit Dir nun auch wieder nicht gewesen, dass ich mich beim Müll trennen gleich vom ganzen Leben trennen musste, aber, ich muss in Zukunft schon ein bißchen besser aufpassen.

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Der Soundtrack zum Dramolett:

Of lessons learned, of lessons learned

Of bridges burned, of bridges burned

This time I'll do things differently

This time I'd like to need you less

I'm struggling, I'm struggling

I've given in, I've given in

This time I'll keep an overview

This time I'll keep away from you

This time I'll keep away from you

Of lessons learned, of lessons learned

Of bridges burned, of bridges burned

This time I'll do things differently

This time I'd like to need you less

I'm struggling, I'm struggling

I've given in, I've given in

This time I'll keep an overview

This time I'll keep away from you

This time I'll keep away from you

S O H N

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