Über einen Mann der ein Weckerl ist

Ein Mann im Anzug steht am Bahnsteig, führt ein mit Wurst und Käse gefülltes Weckerl an den Mund, beisst ab und kaut drauf los. Er kaut fest, sein Kiefer malmt, seine Wangen springen auf und ab, seine Schläfen pochen ob der harten, monotonen Bewegung, der klassischen Weckerlzerkaubewegung, anhand der Art des Gleitens eines seitlichen Gesichtsmuskels lässt sich ein Gurkerl innerhalb des zu zerkauenden Weckerls ablesen. Wiedermal dechiffriert sein Äußeres, was in seinem Inneren vorgeht. Sowie in dieser Besprechung heute, bei der kleine, scharfe Schweißperlen spitz auf seiner Stirn standen und davon kündeten, dass er sich seiner so komplex ausgeführten Sache gar nicht so sicher war. Der Vizechef der gegnerischen Partei war direkt an seiner Seite gesessen und hatte immer wieder hämische Blicke seine Stirn hoch und runter gleiten lassen. Er hatte immer schon eine hohe Stirn die seine geheißen, er musste plötzlich an einen Wintermorgen im Kindergartenbus denken, an dem die Begleiterin meinte „Johannes hat eben eine besonders schöne hohe Stirn“, und er überlegte ängstlich, ob sie das meinte, was sie sagte, oder das Gegenteil davon. Und er wusste es immer noch nicht. Irritiert von seiner ganzen inneren, aus so vielen Kleinigkeiten bestehenden Verunsicherung reißt er mit seinen Schneidezähnen weitere Weckerlstücke und kaut schnell weiter. Seine seitlichen Gesichtszüge springen wie verrückt auf und ab, das soll ja bis zu einem gewissen Grad normal sein, dass das bei Menschen so aussieht, aber dem Johannes seine zackigen Kieferbewegungen reißen sein ganzes Gesicht so wild hin und her, dass es ihm schon fast auseinanderzufallen droht, und die anderen Wartenden am Bahnsteig werfen ihm schon entsetzte Blicke entgegen, während er sich dazu entschließt, wie ein Wilder weiterzukauen, das Gesicht hängt nun teilweise schon arg auseinander, klafft stellenweise sogar offen, aber Johannes, der Johannes, der versucht sein Gesicht zu wahren.