Gunnhildur sucht Mann
- Admin
- 13. Okt. 2017
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Sie hieß Gunnhildur, und wie es ihr Name schon verriet, war sie eine stämmige Frau aus dem Norden. Je dunkler es draußen wurde, desto lichter wurde es in ihr. Dieser Umkehreffekt war nicht nur von den Extremen der Jahreszeiten abhängig, sondern auch von der Schwere der jeweiligen Lebensphase, die sie mit ihrer Schuhgröße 42 durchwanderte. Schon als Kind zog es sie ganz von selbst hin zu Geschichten voller Krankheit und Tod, und seltsamerweise erahnte sie in in der Dämmerung dieser dunkelsten Gefilde eines Menschenlebens die hellst möglichen Stellen ihrer Seele. Das eine bedarf eben immer des anderen. Und je mehr extreme, desto besser. Als Gunnhildur an einem lauwarmen Oktobermorgen aufwachte, neben sich die über Nacht ausgekühlte Wärmeflasche fand und sich an ihrer Stelle einen warmen Menschen neben sich wünschte wusste sie, dass es um ihre Stämmigkeit etwas morsch bestellt war. Also zog sie ihre Schuhe in Größe 42 an, schnürte sie sorgfältig zu, stieg ins Internet ein, ging in den Amazonas und orderte da unterschiedliche Milchprodukte aus der ganzen Welt. Wegen des Kalziums, das doch so gut für die Festigkeit der Knochen war, und für die Haare und die Zähne, und die Haare auf den Zähnen, und den Nägeln und den Zehen, und die Sehnen und die Wurzeln, die sich so sehnten nach den starken Erzeugern hinter den Milchprodukten, mit den müslischalengroßen Handflächen und den kraftvollen Armmuskeln, in und an die sie sich einfach nur zu lehnen sehnte, und in welchen sie sich nach dem Verlassen des Warenkorbs bereits innig wähnte.
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