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1. Sahne

  • Autorenbild: Admin
    Admin
  • 2. Nov. 2017
  • 1 Min. Lesezeit

Der Wecker auf ihrem Nachttisch läutet nicht, sondern schnurrt tief wie ein asthmatisches oder schwangeres Kätzchen. Das sachte Vibrieren geht durch den Nachttisch, das Buch, die Blumenvase und die Lampe, geht hinüber auf ihren Bettrahmen aus Metall (Bettrahmen dieser Art sollen ja besonders gut leiten! Irgendetwas. Wie zum Beispiel das satte Schnurren schwangerer Katzen), durch den Lattenrost, die Matratze und ihren Frotteepyjama hindurch und kitzelt sie langam aus dem Schlaf heraus. Sie schlägt die Augen auf und weiß sofort, dass sie sich verkatert fühlt, obwohl sie gestern Abend nichts getrunken hatte, verkatert von einem Zuviel an Liebe und Lebendigkeit, die sie einem undefiniertem Gegenüber dieser herbstlichen Tage und Nächte in sich trägt. Sie streckt ächzend alle Pfoten von sich und freut sich in Wahrheit über diesen erfüllten Zustand. In der Küche stellt sie ein leeres Wasserschüsselchen auf den Boden, das zarte Klirren dass das Glas und der Boden und die leere Luft dabei machen, hatte ihren Kater Otto früher á la minute im Schweinsgalopp zu sich herbeitraben lassen. Jetzt stellt sie das leere Schüsselchen nur symbolisch für das Leben dieses Tages hin, auf dass es herantrabe, sie mit Wind im Haar durch alles durchtrug, alles anfüllte, ihr Handeln mit Sinn, ihre Gespräche mit Aufmerksamkeit, ihre Blicke mit Aufrichtigkeit, ihr Herz mit Liebe, sodass das Schälchen abends randvoll war, mit frischer, noch leicht warmer Milch, auf der sich innert kürzester Zeit eine dicke, fette Haut bildete, auf die sie sich sodann erschöpft legen und erste Sahne fühlen konnte.


 
 
 

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