Federn
- Admin
- 22. Okt. 2017
- 2 Min. Lesezeit
Sie las mit Wärmeflasche statt Männerhand im Rücken, als sie im toten Winkel etwas wahrnahm. Genauer gesagt las sie über die Verbesserung der eigenen Liebesfähigkeit, als sie unter ihrer linken Brust einen kleinen weißen Fleck wahrnahm. Sie legte das Buch zur Seite und beugte sich umständlich über ihren Busen. Es war eine Gänsefeder, die da in ihrem Strickpullover hing, vermutlich stammend aus ihrer Daunendecke, stammend aus einem dänischen Bettenlager, stammend von einem Hof auf offener dänischer Flur, wo ein großer Bauer in der Küche grad seine blonde Frau von hinten umarmte, oder ihn ihr auch hineinsteckte. Egal. Sie sprang auf und versuchte, durch wildes Herumspringen die Feder aus ihrem Feinstrick zu schütteln, sie konnte die Feder auf keinen Fall angreifen, ekelte sich maßlos vor ihr, war sie doch sehr wahrscheinlich Bestandteil einer großporigen Leiche. Nach zahlreichen Verrenkungen segelte sie endlich langsam gen Boden, entließ ihren Körper aus der federleichten Berührung die sie nie wollte. Sie kniete sich auf den Boden und versuchte die Feder weg zu blasen, aus ihrer kleinen Wohnung hinaus, das sollte machbar sein, sie hatte schon größeres geschafft in ihrem Leben. Langsam kamen sie über dem Parkettboden schwebend vorwärts, als die Feder aufgrund elekrostatischer Wirkung an ihrem transpirierenden Weißweinglases am Couchtisch zu kleben kam. Fassungslos betrachtete sie die Misere. Hilflos wollte sie jemanden anrufen, schlimmstenfalls die Partnervermittlung, gerade in solchen Momenten machte es auch für sie Sinn, zu zweit zu sein. Aber es half nichts. Mit einer Serviette verhüllt und Würgereiz unterdrückend, löste sie die Feder nach und nach von dem Glas, trug sie vor sich auf den Balkon hinaus und schüttelte sich hysterisch von der Feder frei. Diese segelte sogleich eine mit dichtem Gras bewachsene Waldflur hinab, wie es sie nur in Dänemark gibt, links und rechts von ihr Birken, primär, über ihr der Nachthimmel, wo altes Sternenlicht vor sich hinblickte, unten ein Hof mit hell erleuchteten Küchenfenstern, aufgrund des Temperaturunterschieds zwischen innen und außen transpirierten die alten Scheiben und zogen die Feder elektrostatisch an, und zack, klebte sie sich auf das kühle feuchte Glas, während drinnen der Bauer und seine Frau gleichzeitig kamen.
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